Zwischen Impuls und Klarheit - die Kraft des Innehaltens

Wenn wir mit einem Thema konfrontiert werden, produziert unser Gehirn in Bruchteilen von Sekunden spontane Gedanken und Bewertungen. Diese sogenannten automatischen Kognitionen entstehen oft aus gespeicherten Erfahrungen, emotionalen Mustern oder unbewussten Erwartungen. Sie sind schnell, aber nicht immer zuverlässig.

Indem wir diesen ersten Gedanken nicht sofort nachgehen, sondern bewusst einen Moment Abstand nehmen, geben wir unserem Nervensystem die Möglichkeit, sich zu beruhigen. Neuropsychologische Forschung zeigt, dass reflektiertes Denken erst dann leichter zugänglich wird, wenn die unmittelbare Aktivierung des Stress- oder Emotionssystems etwas nachlässt.

Ein Beispiel aus dem Berufsalltag: Stell dir vor, du schickst deinem Vorgesetzten einen wichtigen Bericht. Die Antwort kommt nur kurz und knapp: „Gesehen. Danke.“ Sofort könnten Gedanken auftauchen wie „Er ist unzufrieden“ oder „Ich habe etwas übersehen“. Wenn du diese ersten Gedanken aber ziehen lässt, eröffnen sich andere Möglichkeiten: Vielleicht war er gerade zwischen zwei Terminen, vielleicht hat er deinen Bericht völlig in Ordnung gefunden und wollte schlicht knapp antworten. Indem du nicht sofort den ersten Bewertungen folgst, schützt du dich vor unnötigem Grübeln – und bleibst innerlich gelassener.

Amelie Dinkelacker

Amelie Dinkelacker, psychologische Beratung in Stuttgart

https://www.a-mental-journey.com
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Vier einfache Übungen, die dir dabei helfen, dein Nervensystem im Alltag zu regulieren