Yoga gegen Fatique - neue Kraft nach und während der Krebstherapie

Yoga gegen Fatigue – neue Kraft nach und während der Krebstherapie

Krebserkrankungen und ihre Therapien stellen eine enorme Belastung für Körper und Seele dar. Neben akuten Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Schmerzen berichten viele Patientinnen und Patienten über eine tiefe, anhaltende Erschöpfung, die sich selbst durch Schlaf oder Ruhe nicht bessert: die tumorassoziierte Fatigue.

Diese Fatigue ist kein Zeichen von Schwäche, sondern eine medizinisch anerkannte Folge der Erkrankung und ihrer Behandlung. Zwischen 60 und 90 Prozent aller onkologischen Patient*innen erleben sie im Verlauf der Therapie, viele auch noch lange danach. Die Symptome reichen von körperlicher und geistiger Müdigkeit bis hin zu Konzentrationsproblemen, Antriebslosigkeit und emotionaler Instabilität. Fatigue kann das gesamte Leben beeinträchtigen – beruflich, sozial und psychisch.

Yoga in der S3-Leitlinie Komplementärmedizin

Die S3-Leitlinie „Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patient*innen“ (Leitlinienprogramm Onkologie, 2024) bewertet Yoga als eines der am besten untersuchten Verfahren der sogenannten Mind-Body-Therapien.

Die Empfehlung ist klar formuliert:

Yoga sollte zur Reduktion der tumorassoziierten Fatigue während und nach einer Krebstherapie eingesetzt werden.

Darüber hinaus kann Yoga zur Verbesserung der allgemeinen und krebsspezifischen Lebensqualität, bei Schlafstörungen, depressiven Symptomen, Angstzuständen sowie bei kognitiven Beeinträchtigungen und Menopausensymptomen hilfreich sein.

Wichtig ist dabei: Kein Yogastil hat sich als überlegen erwiesen – entscheidend ist die regelmäßige, individuell angepasste Praxis, möglichst unter Anleitung erfahrener Yogatherapeutinnen und -therapeuten mit onkologischer Expertise.

Warum Yoga so wirksam ist

Yoga wirkt ganzheitlich – auf Körper, Geist und Nervensystem:

  • Körperlich stärkt es sanft Muskulatur und Beweglichkeit, fördert die Durchblutung und wirkt gegen körperliche Inaktivität, die Fatigue verstärken kann.

  • Neurobiologisch aktiviert Yoga das parasympathische Nervensystem, das für Entspannung, Regeneration und Energieaufbau verantwortlich ist.

  • Psychologisch hilft Yoga, Achtsamkeit und Selbstwahrnehmung zu fördern – Patient*innen lernen, ihren Körper wieder positiv zu spüren und achtsam mit ihren Grenzen umzugehen.

Mehrere kontrollierte Studien zeigen, dass Patient*innen, die regelmäßig Yoga praktizieren, signifikant weniger Fatigue, Ängste und depressive Symptome erleben und ihre Lebensqualität als verbessert wahrnehmen.

Fazit

Yoga ist laut S3-Leitlinie eine empfehlenswerte, sichere und wirksame komplementäre Maßnahme zur Linderung der Fatigue bei Krebspatientinnen und -patienten. Es ersetzt keine medizinische Behandlung, kann aber wesentlich zur Genesung und zum Wohlbefinden beitragen.

Regelmäßige Yogapraxis – angepasst an die individuelle Belastbarkeit – kann helfen, Kraft, Zuversicht und innere Ruhe wiederzufinden.

In der onkologischen Nachsorge ist Yoga damit ein wertvoller Baustein auf dem Weg zu neuer Lebensqualität und Energie.

Quellen

  1. Leitlinienprogramm Onkologie (Deutsche Krebsgesellschaft, Deutsche Krebshilfe, AWMF):
    S3-Leitlinie Komplementärmedizin in der Behandlung von onkologischen Patient*innen, Version 1.1, 2024.
    https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/komplementaermedizin

  2. Cramer H, et al. (2017): Yoga for cancer patients and survivors: a systematic review and meta-analysis.
    BMC Cancer, 17(1): 1–13.

  3. Bower JE, et al. (2015): Yoga for persistent fatigue in breast cancer survivors: a randomized controlled trial.
    Cancer, 121

Amelie Dinkelacker

Amelie Dinkelacker, psychologische Beratung in Stuttgart

https://www.a-mental-journey.com
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